Rorate Antiphon |
Michael Denis Lied "Tauet Himmel den Gerechten" von 1774, das 1777 von Thomas Hauner vertont wurde, ist nie unter die "Einheitslieder" aufgenommen worden, es taucht in Georg Thurmairs Sammlung "Kirchenlied" nicht auf und ist weder im Stammteil des Gotteslobs 1975 noch im Stammteil des Gotteslobs 2013 zu finden. Dennoch ist es eines der populärsten Adventslieder.
Auch wenn es nicht zum "Kirchenlied-Adel" gehört, findet es sich in praktisch allen Gesangbüchern, es ist in allen Diözesan-Gesangbüchern vor dem "Gotteslob" 1975 abgedruckt, Joseph Mohr hat es überarbeitet und in sein "Cantate" aufgenommen, und wenn es schon nicht in den Stammteil des Gotteslobs aufgenommen wurde, so ist es doch in sämtlichen Diözesan-Anhängen zu finden.
Der Grund für diesen Widerspruch ist nicht schwer zu finden: es gibt keine einheitliche Fassung, weder im Hinblick auf den Text, noch im Hinblick auf die Melodie. Der Text ist schon sehr früh umgeschrieben worden, die Fassung, die erstmals 1801 im Münsteraner Gesangbuch veröffentlich wurde, ist der am meisten bekannte Text. Die beiden ersten Verse dieser Fassung haben sich als gleichsam kanonischer Text entwickelt, die Folgeverse sind in jeder Fassung anders. Jede Diözese folgt bis heute eigenen Traditionen, und da diese Traditionen nun einmal durchaus ehrwürdig sind, wird es auch dabei bleiben.. Eine "Einheitsfassung" wird es also nicht geben, man muß sich also, ob man will oder nicht, schon für eine Fassung entscheiden.
Das selbe gilt für die Vertonung. Die ursprünglich Fassung geht auf Thomas Hauner zurück, aber Hauner hatte bei dieser Kompostion offenbar einen Solisten oder einen mindestens semiprofessionellen Chor vor Augen, für den Gemeindegesang war seine Komposition nicht gedacht. 1790 schon wurde deshalb diese Komposition für den Gemeindegesang umgestaltet, die heutige Singweise geht auf Michael Haydn zurück, aber auch die ist keineswegs"kanonisch". Sie ist lediglich die älteste statistisch gesehen am häufigsten verwandte Melodie.
Um es dann noch etwas komplizierter zu machen, wird auch diese Melodie wiederum vereinfacht, die Folge ist, daß es buchstäblich keine einzige Diözesan-Fassung gibt, die mit einer anderen übereinstimmt.. Im folgenden also die Fassung, die Joseph Mohr dem Lied gegeben hat, und die Melodie Michael Haydns.
Traditionsgemäß, wird das Lied am 4. Advent gesungen, passend zum Introitus der Messe.
- Tauet Himmel den Gerechten / Wolken regnet ihn herab / Rief das Volk in bangen Nächten / dem Gott die Verheißung gab : Einst den Mittler selbst zu sehen / und zum Himmel einzugehen / Denn verschlossen war das Tor / Bis ein Heiland trat hervor
- Gott der Vater ließ sich rühren / Daß er uns zu retten sann / Und den Ratschluß auszuführen / Trug der Sohn sich selber an. / Schnell flog Gottes Engel nieder / Brachte diese Antwort wieder : "Sieh ich bin des Herren Magd / Mir gescheh wie du gesagt"
- Dein Gehorsam ist uns Leben / Jungfrau demutvoll und keusch / Gottes Geist wird dich umschweben / Und des Vaters Wort wird Fleisch / Erde! jauchze auf in Wonne / Bei dem Strahl der neuen Sonne / Fernhin bis zum Niedergang / Werde alles Lobgesang!
- Ja er kommt in Menschenhülle / Wie der Seher Mund versprach; / Leben, Licht und Gnadenfülle / Folgen dem Verheißnen nach / Seht, des Todes Schatten schwinden / Nieder sinkt das Reich der Sünden /: Und der Schuldgen Sklavenband / Bricht der Herr im Knechtsgewand
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