Sonntag, 16. Oktober 2011

Alles meinem Gott zu Ehren


Die erste Strophe des Liedes stammt aus dem Duderstädter Gesangbuch von 1724. Weitere Strophen sind mir aus der Urfassung nicht bekannt, bis zur Entstehung des Gotteslobs war in den meisten Gesangbüchern eine in "Düsseldorf 1759" entstandene Folgedichtung mit 4 weiteren Strophen gebräuchlich. Das Gotteslob ( Nr. 615) hat diese Fassung nicht übernommen. Stattdessen findet sich im Gotteslob als Verse 2. und 3. ein von Georg Thurmair 1963 gestalteter Text. Dem Inhaltsverzeichnis zufolge, handelt es sich um eine "ökumenische" Version des alten katholischen Liedes.

Dieses Vorhaben ließ sich offenkundig ohne eine völlige Neudichtung nicht umsetzen. Ökumene im Kirchenlied, so lernen wir, bedeutet den Totalverlust katholischer Gebetspraxis.

Die Verse 2. bis 5. der traditionellen Fassung folgen der Struktur des ältesten Verses von Lob und Bitte. Richtet sich das Lob in der ersten Strophe an Gott und die Bitte an den Gottessohn, so folgen in den Versen 2. bis 4. Maria, Joseph und der Schutzengel, eine Dreiheit, die auch andere katholische Kirchengesänge (z.B. "In dieser Nacht") kennen. Das Lied endet im 5. Vers mit dem Lob aller Heiligen und der Bitte um ihre Hilfe.

Thurmairs Version wiederholt im Kern sowohl den Text wie auch das Thema des ersten Verses, das Lied entwickelt sich nicht fort, sondern kreist gewissermaßen poetisch und thematisch in sich.

In der Regel wurde dieses Lied als Morgenlied eingeordnet. Die Melodie geht auf das Bamberger Gesangbuch von 1723 zurück, die gebräuchliche Fassung beruht auf  Melchior Ludolf Herolds Choralmelodien von 1808.


  1. Alles meinem Gott zu Ehren / In der Arbeit in der Ruh´ / Gottes Lob und Ehr´ zu mehren / Ich verlang´ und alles tu / Meinem Gott allein will geben / Leib und Seel, mein ganzes Leben / Gib, o Jesu, Gnad dazu; / Gib o Jesu Gnad dazu.
  2. Dich Maria, will ich ehren, / Die du uns das Heil gebracht; / Und dein Leben soll mich lehren, / Was uns ewig selig macht. / Laß mich dich recht kindlich lieben, / Nie durch eine Sünd betrüben; / Schütze mich bei Tag und Nacht! ...
  3. Heiliger Joseph, ich befehle / Freund und Feinde, Hab und Gut, / meinen Leib und meine Seele / voll Vertrauen deiner Hut. / Bin dein Kind; o hab Erbarmen, / trag auch mich auf deinen Armen, / drauf das Gotteskind geruht. ...
  4. Dich, Schutzengel, auch ich grüße; / was du willst, das soll geschehn´; / Kreuz und Arbeit mir versüße; / Eile stets, mir beizustehn! / Zu dem Guten mich antreibe, / Daß ich Gottes Kind verbleibe, / Bis ich Gott werd ewig sehn! ...
  5. Alle Heilgen, die ihr droben / Gottes Güte ewig preist, / Laßt in euerm Bund uns loben / Vater, Sohn und Heilgen Geist; / Daß gleich euch in diesem Leben / Gott allein die Ehr wir geben; / Dazu Hilfe uns erweist. ...
Die hier wiedergegebenen Fassung entspricht der mir bekannten ältesten Fassung.

Dienstag, 4. Oktober 2011

Rosenkranzkönigin

Das Rosenkranzfest Albrecht Dürer

Der Text des Liedes geht auf Johannes Tafratshofer zurück. Die Melodie auf Michael Haller. Das Lied ist in einigen Textanhängen des Gotteslobs zu finden und ist besonders in Süddeutschland und Österreich verbreitet.

  1. Rosenkranzkönigin, Jungfrau der Gnade / lehre uns wandeln auf himmlischem Pfade / Freudig erheben wir unser Gebet zu Dir / Jungfrau, Jungfrau der Gnade
  2. Rosenkranzkönigin, Mutter, du Reine, / Gib, daß Dir unser Herz ähnlicher erscheine! / Freudig erheben wir unser Gebet zu Dir, / Jungfrau, Jungfrau Du Reine! 
  3. Rosenkranzkönigin, Fürstin Du Hehre, / Flehe bei Deinem Sohn, daß er gewähre, / Was von dem Himmel kommt und uns zum Heile frommt, / Fürstin, Fürstin, du Hehre! 
  4. Rosenkranzkönigin, Pforte des Lebens, / Laß uns nicht flehn zu Dir, rufen vergebens! / Ein Wort zu Deinen Sohn, schenkt uns ja Sieg und Lohn, / Pforte, Pforte des Lebens! 
  5. Rosenkranzkönigin, Hilfe im Streite, / Wehre die Feinde ab, treulich uns leite / Zum ewgen Vaterland an Deiner Mutterhand, Hilfe, Hilfe im Streite.



Montag, 3. Oktober 2011

Tröst die Bedrängten

Schüler von Adam Elsheimer: Tobias, der Fisch, Erzengel Raphael.

Mit der Kalenderreform verschwand auch das Fest des heiligen Erzengels Raphael aus dem Kalender. Daß an Raphael nun gemeinsam mit Gabriel und Michael am Erzengelfest gedacht wird, ist nur eine schwacher Trost. Denn die Kirche begeht den 29. September wie schon seit mehr als 1.500 Jahren als Fest des Erzengels Michael. Dabei ist es auch faktisch, trotz Umbenamsung in "Erzengelfest" geblieben. Das Lied des Erzengels Raphael, das auf Friedrich Spee zurückgeht, ist konsequenterweise aus den Liederbüchern verschwunden. Schade, denn Friedrich Spee hat sich erkenntlich Mühe gegeben, für Raphael ein passendes Lied zu schaffen. Zu einem kraftvollen Text gesellt sich eine lebendige Melodie, die so ganz anders ist als das getragene, bedächtige Michaelslied.

Damit ist nun auch, nachdem die Hochzeitsliturgie grundstürzend umgewandelt wurde, ein zweites Mal in der Liturgie ein Bezug zum Buch Tobit verschwunden. Denn die 1. Lesung des 24. Oktober ist aus dem Buch Tobit (12, 7-15) entnommen, das Graduale zitiert Tob. 8, 3.  Der Engel des Herrn, der in Joh. 5, 1-4 (Lesung) von Zeit zu Zeit in den Tech Bethesda steigt, um die Kranken zu heilen, die an diesem Teich lagern, ist nach alter, schon vorchristlicher Überlieferung der Ezengel Raphael.
  1. Tröst die Bedrängten / und hilf den Kranken / St. Raphael / Bresten und Schaden uns überladen / O hilf, o hilf, Sankt Raphael.
  2. Ach tu das beste / halt ab die Peste / St. Raphael; Fieber und Plagen / sich zu uns schlagen/ O hilf … 
  3. Zu uns mit Haufen / Krankheiten lauffen / S. Raphael; Allerlei Wunden werden gefunden / O hilf … 
  4. Wann wir uns legen / tu unser pflegen / S. Raphael; Unsere Schmerzen, nim doch zu Herzen / O hilf … 
  5. Hin zum Verderben / laß niemand sterben / S. Raphael; Beichten und büßen / alle wir müssen / O hilf …
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