Manchmal lobe ich mir doch die Evangelen: "Das Wort sie sollen lassen stahn", das führt dazu, daß alte Kirchenlieder eben so bleiben, wie sie ursprünglich verfasst worden sind, während in katholischen Gesangbüchern häufig kein Stein auf dem anderen bleibt. Selbst dieses, doch sehr einfache und kindliche Abendgebet wurde umgeschrieben, wahrscheinlich mit dem Argument, es müsse "dem heutigen Sprachgebrauch" angepasst werden. Sinnentstellend sind diese Änderungen nicht, aber daß man im dritten Vers die "gnäd´ge" Frau Maria durch die "große Frau" ersetzt hat, bringt mich ins Grübeln. Wollte man die Verwechslung mit der Anrede "gnädige Frau" vermeiden (die heute als so was von old school gilt)? Oder ist Maria nun nur noch groß, aber nicht mehr gnädig?
Der neue Text taucht erst in den Nachkriegs-Gesangbüchern auf. Hier das Original:
- In dieser Nacht / sei du mein Schirm und Wacht / O Gott durch deine Macht / Wollst mich bewahren / Vor Sünd und Leid / Vor Satans List und Neid / Hilf mir im letzten Streit / In Todsgefahren
- O Jesu mein / Die heil´gen Wunden dein / Soll´n meine Ruhstatt sein / Das Bett der Seelen / In dieser Ruh / Schließ mir die Augen zu / Mein´n Leib und alles tu / Ich dir befehlen.
- O gnäd´ge Frau / Maria auf mich schau! / Mein Herz dir anvertrau´ / In meinem Schlafen / Auch schütze mich / Sankt Joseph väterlich; / Schutzengel streit für mich / mit deinen Waffen.
Verfasser des Liedes ist Joseph Mohr. Die Melodie ist älter
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