Christkindwiege um 1340 |
Die große Zahl von Wiegenliedern und überlieferten Artefakten aus dem Mittelalter läßt den Schluß zu, daß das "Kindlwiegen" in dieser Zeit zu den festen Bestandteilen des weihnachtlichten Gottesdienstes gehörte. Die Wiegenlieder sind heute gewissermaßen ausgewandert, weder im katholischen Gotteslob noch im EG findet sich dieses, wohl populärste Wiegenlied.
Auch sonst ist da nichts mehr mit Kindlwiegen, selbst das alte "Laßt uns das Kindlein wiegen", daß seit 1604 in allen katholischen Liederbüchern zu finden war, ist nicht mehr. Georg Thurmair hatte es noch in sein Epoche machendes "Kirchenlied" aufgenommen, auch in den Diözesangesangbüchern ist es noch zu finden, das Gotteslob hat kein einziges Wiegenlied mehr aufgenommen. Man kann sich gut vorstellen, daß der Weihnachtsgottesdienst des Mittelalters um einiges lebendiger und fröhlicher gewesen ist, festlicher und kindlicher muß es zugegangen sein.
Die Melodie geht auf das "Resonet in laudibus" zurück, daß zuerst im Seckauer Cantionale aus dem Jahre 1345 zu finden ist, und seitdem in fast allen katholischen und evangelischen Gesangbücher der Folgezeit auftaucht. Schon das Resonet in Laudibus steht offenbar in Verbindung mit einem Weihnachtsspiel, mit dem deutschen Text, der erstmals in den Liedersammlungen des "Mönchs von Salzburg" Ende des 14. Jahrhunderts auftaucht, wird das Motiv des Kindlwiegens auch in den Text selbst aufgenommen
Josef, lieber Josef mein / hilf mir wiegen mein Kindlein / Gott der wird dein Lohner sein / Im Himmelreich / der Jungfrau Kind, Maria
Gerne liebe Muhme mein / helf ich dir wiegen dein Kindlein / daß Gott müsse mein Lohner sein / Im Himmelreich / Du reine Magd Maria
Freu dich nun, du christlich Schar / Gott der Himmelskönig klar / nahm die Menschheit offenbar / den uns gebar / die reine Magd Maria
Die Melodie ist hier zu finden