Einer der Leser dieses Blogs hat in einer Anmerkung ein barockes Bußlied erwähnt, das mir völlig unbekannt war. Dabei findet es sich in meiner Sammlung alter Liederbücher gleich mehrfach. Schon in der bemerkenswerten Sammlung katholischer (und evangelischer) Kirchenlieder, dem "Rheinfelsischen Gesangbuch" von 1666 findet sich das Lied. Es findet sich aber auch in fast allen "vorkonziliaren" Gesangbüchern, etwa im münsteranischen "Laudate". Heute ist das Lied aus dem Repertoire fast ganz verschwunden. Die Redaktion des Gotteslobs hat das Stück nicht in den Stammteil aufgenommen, es findet sich nur noch vereinzelt in den Diözesananhängen.
Dabei ist der Autor der neben Johannes Scheffler produktivste und interessanteste Dichter der Gegenreformation: Friedrich Spee. Das Lied stammt aus seiner Trutz-Nachtigal, im Lauf seiner Rezeption ist es, wie fast alle Lieder Friedrich Spees, von Liederbuchautoren immer wieder abgedruckt worden, es hat dabei meist nur wenig Veränderung erfahren.
Der Inhalt ist aber nun einmal urkatholisch, was erklärt, daß das Lied auf die katholischen Liederbücher beschränkt blieb. Vielleicht erklärt es auch das fast völlige Verschwinden aus dem Gotteslob.
Ich habe es in einer von Clemens Brentano "romantisch" veränderten Fassung übernommen, die lediglich altertümliche Schreibweisen vermeidet.
Die Melodie folgt dem Rheinfelsischen Gesangbuch, ist also Barock pur, und hoffentlich nicht zu schwierig zu singen.
- Tu auf, tu auf, du schönes Blut / Gott will zu dir sich kehren! / O Sünder greif nun Herz und Mut / Hör auf die Sünd zu mehren; / Wer Buß zu rechter Zeit verricht´, / Der soll in Wahrheit leben. / Gott will den Tod des Sünders nicht / Wann willst du dich ergeben?
- Vergebens ist all Rat und Tat, / Was will du länger säumen ? / Es sei nun gleich früh oder spat, / Die Festung mußt du räumen. / O armes Kind! O Sünder blind! / Was hilft das Widerstreben? / Dein Stärk verschwindt als wie der Wind, / Laß ab, es ist vergebens!
- Tu auf, tu auf, glaub mir´s fürwahr, / Gott läßt mit sich nicht scherzen! / Dein arme Seel steht in Gefahr, / und wird dich´s ewig schmerzen. / Kehr wieder, o verlorner Sohn, / reiß ab der Sünden Banden! / Ich schwör dir bei dem Gottesthron / Die Gnad ist noch vorhanden.
- Geschwind, geschwind, all Uhr und Stund / Der Tod auf uns kommt eilen; / ist ungewiß, wen er verwundt / Mit seinen bleichen Pfeilen. / Wen er nicht findt in Gnadenzeit, wär nützer nie geboren; / Wer unbereit von hinnen scheidt, ist ewiglich verloren.
- O Ewigkeit, o Ewigkeit! / Wer wird sich können messen? / Sind deiner doch schon allbereit / Die Menschenkind vergessen./ O Gott vom höchsten Himmel gut, / Wann wird es besser werden? / Die Welt nur immer scherzen tut. / Kein Sinn ist mehr auf Erden.
Die büßende Maria Magdalena ist von El Greco gleich mehrfach dargestellt worden.
Danke. Der schnelle 3er Takt und die Takwechsel im 2. Teil machen das Lied rhythmisch sehr abwechslungsreich. Dazu kommt der bilderreiche kraftvolle Text. Der inhaltliche Aufruf zur Buße passt gut zu dem was der Papst immer wieder fordert und mit dem sich viele heutzutage so schwer tun.
AntwortenLöschenjust my 2 cents...