Samstag, 10. September 2011

Maria, wir dich grüßen


Das alte Marienlied findet sich im "Gotteslob" nicht mehr im Stammteil. In den Diözesananhängen finden sich zum Teil Lieder, die auf dieses alte Prozessionslied zurückgehen, die Texte wie auch die Melodie sind jedoch kaum mehr kenntlich. 

So konnte sich die Diözese Mainz (GL 907) offenkundig nicht mehr damit anfreunden, daß die Sänger dieses Liedes Maria "zu Füßen fallen", ganz zu schweigen davon, daß heute ja nirgendwo mehr von einer "falschen Lehre" die Rede sein darf, die es zu tilgen gelte. Daß in diesem Lied nicht von der "versöhnten Verschiedenheit" die Rede ist, ist offenkundig. Alles in allem schien der Text, in dem um eine gute Ernte gebetet wird und um Verschonung vor der Pest, wohl zu "mittelalterlich".

Ganz besonders mittelalterlich erschien den Verfassern des GL offenbar der Begriff des "Jammertals", der mittlerweile flächendeckend, und nicht nur in diesem Lied, durch das windelweich-nichtssagende "Erdental" ersetzt wurde. Damit hat das "neue" Lied denn auch eine zentrale theologische Aussage getilgt.
Krone aller Frauen, o Maria hilf! Wir auf dich vertrauen, o Maria hilf! O Maria hilf uns all, hier in diesem Erdental.
Heißt es in der ersten Strophe der Mainzer Diözesanvariante. Daß das alte Lied da kaum noch kenntlich ist, ist da fast schon ein wenig unpräzise. Selbstredend sind die modernen Versionen, die allenfalls schlappe 8 Verse bieten, für ein ordentliches Prozessionslied viel zu kurz.

Wer die Pest übrigens für ausgerottet hält, befindet sich im Irrtum.
  1. Maria, wir Dich grüßen, O Maria, hilf! Und fallen Dir zu Füßen, O Maria, hilf! Maria, hilf uns all' in diesem Jammertal 
  2.  Voll Zuversicht wir bitten, Durch das, was Du gelitten. 
  3.  Durch Jesu Kreuz und Sterben, Wollst Gnade uns erwerben. 
  4.  Dass wir Verzeihung finden, Für uns're vielen Sünden. 
  5.  Dass wir vor Gott bestehen, Den Weg der Tugend gehen. 
  6.  Neid, Zwietracht, Schmach und Schande Halt' ab von jedem Stande. 
  7.  In Trübsal, Angst und Leiden, Gib Trost und Seelenfreuden! 
  8.  Sieh an die Not der Armen, Weck' Mitleid und Erbarmen.
  9. In Krankheit und Beschwerden, Lass Heil und Hilfe werden. 
  10. Den Witwen und den Waisen, Auf Pilgerfahrt und Reisen. 
  11. Vor Mord und Kriegsgefahren, Wollst Volk und Fürst bewahren. 
  12. Die Strafen von uns wende, Den lieben Frieden sende. 
  13. Vor Teurung, Pest und Brande, Gib Schutz dem Vaterlande. 
  14. Bitt', dass die Frucht der Erde, Gesegnet reichlich werde. 
  15. Den wahren Glauben mehre, Tilg' aus die falsche Lehre. 
  16. Bitt', dass auch bald hier werde Ein Hirt und eine Herde! 
  17. Bitt' Gott für unsere Freunde, Bitt' Gott für unsere Feinde. 
  18. Im Leben und im Sterben, Wollst Gnade uns erwerben. 
  19. Auf dass wir all' dort oben, Mit Dir Gott ewig loben.
Hinsichtlich Text und Melodie habe ich mich an Joseph Mohrs zweistimmiger Version aus dem "Cantate" von 1899 orientiert. Mohr hat zur älteren Melodie eine zweite Stimme hinzukomponiert. Das "Gebet- und Gesangbüchlein" Cantate war im übrigen durchgehend zweistimmig. Ein Standard, der heute unvorstellbar scheint.

1 Kommentar:

  1. Gewisse Vertreter der Kirche wollten durch die Änderung von Jammertal in Erdental sicherlich zum Ausdruck bringen, dass das Diesseits das Non-plus-Ultra für alle werden soll. Das Jenseits kann man dann vergessen. Der "liebe" Gott nimmt ja auch den größten egoistischen Bösewicht umsonst, ohne dass der auch nur ein "Gramm" seine Untaten zu bereuen bräuchte. Also können wir uns hier und jetzt radikal und rücksichtslos ausleben. Dass dies ein Jammer für viele bedeutet, das scheint nicht zu interessieren. So ist es halt im Erdental. Und nur dieses Erdental zählt...

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