Sonntag, 18. September 2011

Maria zu lieben

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Einige der Einträge in diesem blog sind darauf zurückzuführen, daß in unserer Kirche GL-Lieder gesungen werden, unter denen sich ein Eintrag findet wie "Text, Herr Sowieso, Melodie Paderborn 1765". Das reizt mich meist dazu, in meiner Sammlung historischer Gesangbücher nachzusehen, wie wohl der Originaltext von "Paderborn 1765" ausgesehen hat. In diesem Fall hat er so ausgesehen:

  1. Maria zu lieben, ist allzeit mein Sinn; / In Freuden und Leiden ihr Diener ich bin. / Mein Herz, o Maria, brennt ewig zu dir / In Liebe und Freude, o himmlische Zier.
  2. Maria, du milde, du süße Jungfrau, / Nimm auf meine Liebe, so wie ich vertrau´. / Du bist ja die Mutter; dein Kind will ich sein, / Im Leben und Sterben dir einzig allein.
  3. Gib, daß ich von Herzen dich liebe und preis; / Gib, daß ich viel Zeichen der Liebe erweis´ ; / gib daß mich nichts scheide, nicht Unglück noch Leid, / Um treu dir zu dienen in Glück und in Freud.
  4. Ach hätt ich der Herzen nur tausendmal mehr! / Dir tausend zu geben, das ist mein Begehr; / Sooft mein Herz klopfet, befehl ich es dir; / Sooft ich nur atme, verbind ich dich mir.
  5. Du Trost der Betrübten zur Hilf´ sei bereit; / Du Stärke der Schwachen, beschütz mich im Streit; / Wenn wider mich kämpfen Fleisch, Hölle und Welt, / Sei du mir als Zuflucht zur Seite gestellt!
  6. Du Meerstern, ich bitte, dein Licht auch erteil / Verfinsterten Seelen zum ewigen Heil; / Die irren im Glauben, erleucht´ und bekehr / Zur wahren Erkenntnis der christlichen Lehr´!
  7. Verwandte und Freunde mit Leib und mit Seel´ / Ich dir, o Maria auf ewig empfehl´; / Du Mutter der Gnaden, barmherzig und mild, / Sei meine Patronin, mein Schutz und mein Schild!
  8. O wolle in Gnaden auch eingedenk sein / Der leidenden Seelen in Fegfeuers Pein; / Du bist ihre Hoffnung, dir rufen sie zu; / Ach laß sie gelangen zur ewigen Ruh´!
  9. O Mutter, nun segne den ewigen Bund, / Dein Nam´mir versiegle das Herz und den Mund; / Sei bei mir im Tode, dann reich mir die Hand / und zieh mich nach oben ins himmlische Land!
Vergleicht man nun diesen Text mit dem Text  (Maria dich lieben) Friedrich Dörrs von 1972 (GL 594), stellt man fest, daß kein Stein auf dem anderen geblieben ist.

Hermann Ühlein (Kirchenlied und Textgeschichte) kommentiert Dörrs Dichtung, die als Umdichtung zu bezeichnen schon eher euphemistisch wäre, wie folgt:
Das an erotischer Metaphorik reiche Marienlied geriet in der Neudichtung Dörrs zur christologisch zentrierten Mariologie in gesungener Form. Maria zuvor begehrenswert und angebetet, ist bibelfest und hausbacken geworden.
Scheint fast so, als hätten die Autoren des "Gotteslobes" folgenden Kommentar verinnerlicht:
"typisch katholisches Elend aus Selbstbeschuldigung und Selbstverleugnung"
"Typisch katholisch" wollte man offenkundig keinesfalls mehr sein.

Passend zum Lied ein wunderschönes Marienbildchen aus einer französischen Edition. War gar nicht so einfach eine Mariendarstellung mit Schlafzimmerblick zu finden.

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